Unzählige Plastikflaschen mit stinkendem und scharfen Reinigungszeug belegen den halben Schrank, während man penibel darauf achten muss, dass sie außer Reichweite vor neugierigen Kinderhänden versorgt sind. Beim Putzen brennen die Augen oder die Hände müssen vor den Reinigungsmitteln durch Plastikhandschuhen geschützt werden. Das alles muss nicht sein, es geht durchaus entspannter und vor allem umweltfreundlicher – und auf lange Sicht sogar günstiger.
Wunderreinigungsmittel Essig
Essig ist ungiftig und günstig. Oft findet man ihn in Glasflaschen verpackt und er ist sogar für die Küche bspw. für Salatdressings geeignet. Den stinkenden Geruch kann man schnell in den Griff bekommen: Ein Glas mit Essig füllen und Zitronenschalen oder auch eine halbierte Zitrone dazugeben, Glas zuschrauben und ein paar Tage oder Wochen (je nach gewünschter Intensität) so stehen lassen. Anstatt nach Essig riecht dieses Supermittel danach nach Zitrone und Zitrone wirkt super gegen Kalk. Bereits zahlreiche Generationen vor uns nutzten Essig als zuverlässiges Reinigungsmittel, das heute leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Teure Werbespots wollen uns giftige und möglichst zahlreiche Mittelchen verkaufen, die nicht ansatzweise so ergiebig und nachhaltig sind, wie eben Essig. Du kannst viel Geld und Zeit sparen, wenn du diese Werbung demnächst ignorierst. In ihrem Buch „Zero Waste Home“ von Bea Johnson werden über drei Seiten aufgeführt, wie und wo Essig im Haushalt eingesetzt werden kann: als Abflussreiniger (in Kombination mit Natron), Küchenreiniger, Badezimmerreiniger, Metall- und Schmuckreiniger, Schmutzradierer, Unkrautvernichtungsmittel und vieles mehr. Stell dir vor, du müsstest die einzelnen Produkte nicht mehr kaufen, sondern könntest sie mit einem Einkauf eines nachhaltigen und ungiftigen Mittels günstig ersetzen: Essig sei dank. Essig zum Abfüllen gibt es unter anderem im Quai4 Luzern. Bei dem Essig handelt es sich aber um einen speziellen Putzessig, der nicht für den Konsum genutzt werden kann.
Natron & Waschsoda
Für die Personen, die gerne tüfteln und Dinge selbst herstellen, sind neben Essig Natron und Waschsoda die Zusatzstoffe, die noch gebraucht werden. Mittlerweile bekommt man sie in Papier verpackt beim Waschbär Umweltversand. Je nach Wunsch kann man sie mit verschiedenen Ätherischen Ölen aufpeppen. In den letzten Jahren habe ich einige Rezepte entwickelt, die ich hier gerne teilen möchte:
Bad – und Küchenreiniger
Zutaten:
- 0.5l kochendes Wasser
- 25ml Essigessenz
- 40g Zitronensäure
- 1 TL Waschsoda
- Ca. 7 Tropfen ätherisches Öl
Zuerst die Zitronensäure im kochenden Wasser auflösen. Dann die Essigessenz, den Zitronensaft und das ätherische Öl hinzugeben und verrühren. Zum Schluss zu dem Waschsoda, das zuerst in die Flasche gegeben wurde, schütten und gut verschließen. Dann schütteln. Fertig
Allzweckreiniger zum Wischen
Zutaten:
- 0.9 L sehr warmes Wasser (vorher abkochen, damit es destilliert ist)
- 4 TL fein geraspelte Kernseife
- 4 TL Natronpulver
- 2 TL Soda
- 1 Spritzer Zitronensaft/Zitronensäure
- 6 Tropfen Orangenöl (ätherisches Öl)
Zuerst die geraspelte Kernseife in das am besten kochenden Wasser geben und umrühren, bis sie sich vollständig auflöst. Dann alle weiteren Zutaten hinzufügen, gut umrühren und abfüllen.
Glasreiniger
Zutaten:
- 0,4l warmes Wasser (vorher abkochen, damit es destilliert ist)
- Einen Schuss (ca. 0,1l) Essigessenz (am besten vorher mit Zitronenschalen lagern)
- 1-2 Spritzer Spülmittel
Alles miteinander vermischen und in eine Sprühflasche umfüllen. Das Spülmittel habe ich unverpackt im Quai 4 Luzern gekauft bzw. abgefüllt (wir nutzen das von Sonett).
Putzutensilien
Plastik geht nicht nur leicht kaputt, sondern kann, gerade in Kontakt mit Reinigungsmitteln, Plastik ins Wasser und damit über den Abfluss freisetzen. Konventionelle Reinigungsmittel enthalten übrigens auch oft Plastik bzw. Mikroplastik. Reinigungsutensilien aus nachwachsenden Rohstoffen sind zwar in der Anschaffung erst einmal teurer, aber da sie sehr viel länger halten, hebt sich das auf lange Sicht wieder auf. Bei meinem Putzeimer und dem Kehrblech nutze ich Produkte aus Emaille. Die gibt es bei uns in der Schweiz ebenfalls beim Waschbär Umweltversand, sowie den Onlineshops ecocult.ch und Ekorevolte.ch, aber auch vor Ort bspw. bei der Landi oder im Baumarkt (Migros Do It hat regelmäßig Emaille Eimer im Angebot). Achtet in konventionellen Läden darauf, dass die Produkte aus Holz zertifiziert sind (aus nachhaltiger Forstung bspw.) und die Bürsten nicht aus Kunstfasern (wie beispielsweise bei den Ikea Produkten) bestehen. In der Landi wurde ich dahingehend sehr gut beraten und kann den Kauf dort ebenfalls sehr empfehlen.
Braucht am besten die Putztücher auf, die ihr noch habt (Reuse – Wiederverwenden/Recycle). Aus ausgedienter Kleidung können auch im Nähen ungeschulte Personen Putzlappen herausschneiden und diese so weiter nutzen. Nicht mehr gebrauchte Spucktücher der Kinder eignen sich beispielsweise super zum Fenster- und Spiegelputzen. Denn ganz ehrlich: wie viele Rollen Küchenpapier verschwendet man alleine schon bei einer Fensterfront? Den Kauf dieses Einwegprodukts kann man beim Putzen bereits stark minimieren, indem man Lumpen aus Baumwolle oder Leinen nutzt. Da Putztücher aus Mikrophaser quasi aus Plastik bestehen, würde ich von deren Kauf abraten. Bei jedem Waschgang gelangt dadurch Mikroplastik in unseren Wasserkreislauf und beim Putzen können sie durch das Aufwirbeln von Staub kleinste Plastikteile in die Luft abgeben, die wir dann wiederum einatmen können.
Einige Putzutensilien können auch selbst hergestellt werden. Wie dies geht, zeigt beispielsweise Magdalena Schertl in ihrem Buch „Zero Waste Do It Yourself“, das im Topp Verlag erschienen und u.a. in der Kantonsbibliothek Obwalden erhältlich ist.
Wischmopp und Staubsauger – nachhaltig
Es gibt einige Menschen, die aufgrund des Plastiks etc. auf einen Staubsauger verzichten. Während ich zu Beginn meiner Nachhaltigkeitsreise mit dem Gedanken an Hund und Kinder dabei die Hände über den Kopf zusammenschlug, könnte ich es mir theoretisch mittlerweile sogar vorstellen. Aber vielleicht eher ohne Tier im Haus und ohne einem Sandkasten im Garten. Ich muss sogar gestehen, dass wir zwei Staubsauger besitzen: einen Roboter, der die Reinigung alleine übernimmt und einen kabellosen Staubsauger. Beide Staubsauger funktionieren mithilfe eines Akkus und ohne Staubsaugerbeutel. Zum einen fallen durch die fehlenden Beutel diese beim Einkaufen finanziell weg, zum anderen produzieren sie keinen zusätzlichen Müll. Bei dem Kauf eines Staubsaugers würde ich auf drei Punkte achten: Akku bzw. Strombetrieb (sowie die höchste Energieeffizienzklasse), Staubsaugerbeutelfrei und von guter Qualität. Denn je nach Qualität hat man bessere Garantiekonditionen, die Geräte können besser repariert und länger genutzt werden. Eine andere, kostengünstigere Variation ist es, secondhand via tutti.ch, ricardo.ch oder Kleinanzeigen und Flohmärkten einzukaufen.
In einem ein-Personen-Haushalt oder einem, in dem nicht so viel Dreck und Staub entsteht, ist es durchaus möglich auf einen Staubsauger zu verzichten. Gute Qualitätsbesen können bei gründlichem Handling genau die gleiche Leistung erbringen, wie der Staubsauger.
Den Wischmopp, den sie bereits zuhause haben, können sie bedenkenlos weiternutzen. Selbst für Swiffer gibt es im Internet Alternativen zu den Wegwerftüchern, die passend aus Stoff für das Produkt genäht bzw. gekauft werden können. Auch hier fallen die Kosten für das Einwegprodukt langfristig weg, wenn man sich für eine nachhaltige Variante entscheidet. Die Mikrophasertücher kann man ebenfalls durch welche aus Baumwolle ersetzen.
Das Zero Waste Stufenprinzip hinsichtlich des Haushalts
Manchmal dauert die Umstellung hin zu einer nachhaltigen Putzroutine ihre Zeit. Geduld ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Falls du noch angebrochene Reiniger zuhause hast, ist das super. Denn so weißt du, dass du jederzeit zu deinen alten Gewohnheiten zurückkehren kannst, falls es mit dem Zero Waste nicht direkt funktioniert. Als erstes könntest du ökologisches Putzmittel aus dem Supermarkt ausprobieren. Es ist nicht ganz so giftig und „schlimm“ für unsere Gewässer, wie das Konventionelle. Für den Einstieg perfekt, wenn man weder in einen Unverpacktladen kann/möchte, noch gerne Dinge selbst herstellt. Die Stufe danach ist das Abfüllen von ökologischen Putzmitteln in einem Unverpackt Laden oder den Kauf von welchen in großen Mengen. Diese kann man dann in der Familie und/oder im Freundeskreis aufteilen. Zum einen spart man dabei Verpackungen ein und zum anderen sind diese Mengen meistens günstiger. Da mir oft die Zeit zum selbst herstellen fehlt, fülle ich den Großteil meiner Reinigungsmittel ebenfalls bei meinem monatlichem Einkauf im Unverpackt Laden Quai 4 ab. Sonett hat sehr viel höhere Bestimmungen was die Nachhaltigkeit angeht, als bspw. Produkte aus dem Supermarkt. Mittlerweile gibt es aber auch schon zahlreiche Drogerien vor Ort, bspw. die Drogerie Bühlmann in Sarnen, bei denen man die leeren Sonett-Flaschen wieder auffüllen lassen kann. Die nachhaltigste – und günstigste – Alternative ist wahrscheinlich das Selbstherstellen der Putzmittel. Allein schon deswegen, weil die Grundzutaten im Vergleich zu den fertigen Putzmittel um einiges günstiger sind. Weitere Rezepte findet man schnell im Internet oder in Büchern. Dabei könnt ihr die Rezepte auch auf eure individuellen Bedürfnisse anpassen. Probiert einfach aus, welche Stufe sich für euch am stimmigsten anfühlt.
In diesem Sinne, frohes schaffen!
Hinweis: In diesem Blogeintrag sind Produkte und Marken erkennbar bzw. werden empfohlen. Ich übernehme dafür keine Haftung. Es bestehen zu den Marken, Shops etc. keine Kooperation und keine Vergütungen. Bei der Erwähnung handelt es sich um persönliche Empfehlungen und Einschätzungen. Bei weiteren Fragen dürft ihr diese gerne in einem Kommentar zur Beantwortung dalassen. Auch wenn es sich bei den angegebenen Zutaten (bspw. Essig und Natron) um relativ unbedenkliche Inhaltsstoffe handelt, sollten diese (insbesondere Soda) vor Kindern unzugänglich aufbewahrt werden. Meine kleine „DIY Werkstatt“ befindet sich bei uns im Keller.