Der Anfang eines nachhaltigen Lebens mag auf den ersten Blick abschrecken. Da gibt es Blogs, auf denen angegeben wird, dass nur noch ein kleines Einmachglas mit Restmüll bis zum Ende des Jahres gefüllt wird. Da gibt es die Fotos einer aufgeräumten Küche mit stylischen Einmachgläsern, die aus einem Hochglanzmagazin entsprungen sein könnten.

Ein Zero Waste Haushalt muss nicht perfekt sein, um etwas zu bewirken. (Photo by Laura Mitulla on Unsplash)

Und manchmal weiß man einfach nicht, wie man sich verhalten soll. Kaum wird beim Einkaufen nach den plastikfreien Tomaten gegriffen, heißt es, dass die verpackte Biovariante eine bessere Umweltbilanz hat. Nachdem der Käse an der Theke unverpackt im eigenen Behältnis landet, kommt das Feedback, dass allein die in Plastik eingeschweißte vegane Option wirklich nachhaltig ist. Irgendwann kommt man zu dem Punkt, an dem man sich denkt: „wie ich es mache, ich mache es ja doch verkehrt.“ Was also tun?

Weder weiß, noch schwarz

Wie bei allen Dingen, gibt es auch bezüglich Zero Waste nicht nur schwarz und weiß, sondern unzähliche Stufen dazwischen. Einen allein richtigen Weg gibt es wohl nirgends, aber das ist auch gut so. Denn so individuell wie wir Menschen sind, so vielfältige Möglichkeiten an Wegen brauchen wir, um einen für uns passenden zu finden. Das ist auch der Grund, warum es kein alleiniges Richtig und/oder Falsch gibt.

Es bringt meiner Meinung nach überhaupt nichts, einen Weg, der für einen stimmig ist, anderen aufzuzwingen oder mit einem erhobenen Zeigefinger durch die Welt zu laufen. Vielmehr geht es darum, jede/n* dort abzuholen wo er oder sie sich befindet. Einige Aspekte von Zero Waste können für Jemanden eine große Herausforderung darstellen, aber für andere Personen leicht zu integrieren sein. Wichtig ist es, herauszufinden, was für einen selbst passt, was einen selbst motiviert, inspiriert und weiterbringt.

Es gibt so viele Zugänge zu Zero Waste, wie es Menschen gibt. Keiner davon ist besser oder schlechter als der andere. (Photo by Javier Allegue Barros on Unsplash)

Sobald du dich für einen nachhaltigen Alltag entscheidest, fragst du dich vielleicht, wo du beginnen sollst. Die individuelle Antwort lautet: da, wo es dir am einfachsten fällt. Du magst auf deine elektronische Zahnbürste nicht zu verzichten? Dann kümmere dich um das, was dir leicht erscheint. Vielleicht gelingt es dir eher, ein Stück Seife als Ersatz für das Duschgel zu nehmen. Du magst es nicht, die ganze Zeit an die Baumwollbeutel für den Einkauf im Supermarkt zu denken? Dann überlege dir, ob du stattdessen deinen Fokus auf Gemüse und Obst aus biologischer Landwirtschaft setzen kannst.

Halbe Sachen sind besser als gar keine

Bei dem „Switch“ (aus dem engl. für Austausch, Wechsel, Veränderung, Umschalten) zu nachhaltigen Varianten kannst du dich individuell an deinen Bedürfnissen orientieren. Es geht nicht darum, dass alle Zero Waste perfekt leben, sondern darum, dass alle ihr Bestes geben.

An Zero Waste Produkte kann man sich auch langsam herantasten. Es gibt viele sogenannte Zwischenschritte, die sich in der Mitte von konventionellen und Zero Waste Produkten befinden. Diese halben Sachen können bereits einen großen Unterschied in deinem Leben hin zu mehr Nachhaltigkeit darstellen.

konventionelles ProduktZwischenschrittkomplett“ nachhaltiges Produkt
Plastikspielzeug für KinderDen Plastikkauf reduzieren (reduce) und/oder sich für second-hand und/oder Holz Produkte entscheidenSpielzeug bspw. in der Ludothek oder innerhalb der Familie/Freundeskreis ausleihen/tauschen
Milch im PlastikbehältnisMilch aus biologischer Landwirtschaft/Pflanzliche Milchalternative im Tetra-PackMilch aus Glasflaschen (selbst abgefüllt oder gekauft)//Alternative zu Milch bspw. aus Hafer
Shampoo aus der PlastikflascheNaturkosmetik-Shampoo aus der PlastikflascheFestes Shampoo oder Seife
Wattepadsbiologische WattepadsWattepads aus Stoff
Einige Beispiele für Zwischenschritte

Das Stufenprinzip

Bei Zero Waste muss nicht immer alles perfekt sein. Es geht vielmehr darum, dass jeder sein Bestes gibt: Schritt für Schritt (Photo by Ev on Unsplash)

Im foldenden habe ich ein drei Stufen System erarbeitet, das ich euch hier nun gerne vorstellen möchte. Dabei geht es vor allem um die Grundpfeiler:

  1. Gib‘ dein Bestes:
    Es stellt bereits einen großen Schritt dar, sich mit der Thematik Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und seinen Konsum bewusst und kritisch zu analysieren. Überfordere dich nicht mit dem Anspruch, ein nachhaltiges Leben perfekt umzusetzen, sondern konzentriere dich darauf, dein Bestes zu geben.
  2. Mach‘ es dir einfach
    Dein nachhaltiges Leben soll Spaß machen und dir den Alltag erleichtern. Konzentriere dich bei einzelnen Umstellungen darauf, sie möglichst simpel zu gestalten und das zu ändern, was auf den ersten Blick keine große Herausforderung ist. Starte mit der einfachsten Umstellung und taste dich langsam an die Schwierigeren heran. Du wirst merken, dass, sobald du sie einmal erreicht hast, sie dir nun ebenfalls leichter fallen, als du es am Anfang vielleicht gedacht hast.
  3. Nimm‘ Rücksicht auf deine Bedürfnisse
    Welche Aspekte sind dir wichtig? Gibt es etwas, auf das du gar keine Lust hast? Wenn du dir nicht vorstellen kannst, selbst Putzmittel oder ähnliches anzurühren, akzeptiere das und orientiere dich um. Du könnstes stattdessen welches im Unverpackt-Laden oder der Drogerie abfüllen oder auf eine Öko-Marke umsteigen. Sei dir über deine eigenen Bedürfnisse bewusst und überlege dir, wie du sie möglichst nachhaltig berücksichtigen kannst.

Ob also die unverpackte konventionelle Tomate aus der Region oder die verpackte Bio Tomate aus Spanien wirklich nachhaltiger ist – das ist sekundär. Am wichtigsten ist es, sich immer weiter mit der Thematik Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und die bestmögliche Entscheidung – hinsichtlich der eigenen Bedürfnisse, der Umsetzbarkeit und anderen Komponenten – zu treffen.

Das Zero Waste Stufenprinzip