Ein Kindergeburtstag sieht normalerweise so aus, dass unzählige Girlanden, Luftballons und Luftschlangen den Raum dekorieren. Auf dem Tisch stehen für die kleinen Gäste bunte Pappteller mit lustigen Motiven drauf. Die Plastikbecher sind mit einer quietschbunten Flüssigkeit befüllt und kleine Plastiktüten mit Mitbringsel und Süßigkeiten warten auf die kleinen Finger, die sie auspacken. In der Ecke wächst der Haufen von Geschenkpapier, das nur wenige Minuten das Geschenk dahinter verborgen hat. Schleifen und Schnüre liegen achtlos in der Ecke.
Am Anfang steht die Einladung
Doch fangen wir ganz von vorne an. Am Anfang jeder guten Party stehen die Einladungen. Eine tolle Zero Waste Möglichkeit hier bietet das Basteln mit Papierresten und Schnipseln, so erhält jedes Kind eine bunte Karte, die vom Geburstagskind individuell gestaltet wurde. Was sich auch anbietet, ist mit den Kindern aus Altpapier neues Papier zu schöpfen. Ein ganz tolles Rezept dazu findet ihr in dem Buch Zero Waste DIY von Magdalena Schertl, das im Frech-Verlag erschienen ist.
Eine andere Möglichkeit ist es, ein selbstgemaltes Bild oder eines aus dem Internet zu verwenden und es mit dem Einladungstext via E-Mail oder eines Messenger-Dienstes wie Whatsapp zu verschicken.
Bei einem Kindergeburtstag, wie oben beschrieben, fällt durchschnittlich ein ganzer Müllsack mit Müll an. Müll, der innerhalb kürzester Zeit entstanden ist und eigentlich gar nicht sein muss.
Das große Essen
Die Sache mit dem Plastik zum Kindergeburtstag ist vor allem hinsichtlich der Gesundheit unserer Kinder problematisch. Zucker, Fett und andere Zusatzstoffe können Weichmacher aus den Behältnissen lösen: die zuckerhaltige Limonade aus den Plastikbechern, die fettige Majonaise aus den beschichteten Papptellern, die Gummibärchen aus der Plastiktüte. Beim Aufblasen der Luftballons nehmen die Kinder das Plastik, das oft in China hergestellt wurde, in den Mund und können so schädliche Stoffe direkt in ihre Körper lassen.
Vor einigen Jahren habe ich traditionsgemäß selbst meiner Tochter immer zum Geburtstag einen mit Helium gefüllten Ballon geschenkt, mal eine Minnie-Maus, mal eine Rakete. Jeden Morgen an ihrem Ehrentag sind wir ins Dorf spaziert und sie durfte sich einen aussuchen. Den haben wir dann an ihrem Hochstuhl befestigt. Gehalten haben sie leider nie lange und die Trauer über das schlaffe Plastikteil war am nächsten Tag groß. Desto mehr ich mich mit dem Thema Plastik und Kinder auseinandergesetzt habe, desto weniger konnte mit mir vereinbaren, es zu nutzen. Na klar, das Wegwerf-Besteck und Geschirr erschien praktisch: kein mühsames Abwaschen und keine Angst davor, dass etwas auf den Boden fällt und kaputt geht. Das ist auf jeden Fall das, was uns die Werbung suggeriert. Aber sind wir mal ehrlich, wenn ich das Geschirr und Besteck nutze, das ich sowieso schon zuhause habe, erspare ich mir die Zeit, welches Kaufen zu müssen. Dann erspare ich mir auch die Zeit, die ich damit verbringe, es von der verschweißten Plastikfolie zu befreien und den entstandenen Müll zu entsorgen (und wieder neue Gebührensäcke zu kaufen). Das Geschirr, was ich bereits habe, kostet mich nichts, außer einer gründlichen Wäsche in der Spülmaschine. Und ganz ehrlich, ich kann mich nicht erinnern, das etwas davon kaputt ging, seit wir es auch den Kindern anbieten. Dagegen sind die Plastikbecher unheimlich instabil und kippen die klebrige Flüssigkeit regelmäßig aus. Ganz zu schweigen von dem pädagogischen Nutzen der „richtigen Gläser und Becher“, da lernen die Kinder gleich richtig (ganz nach Montessori), sorgsam mit den Sachen umzugehen. Wer doch Angst vor Scherben hat, kann auf Emaille Becher und Teller oder ausgewaschene Marmeladen- und Senfgläser (da wäre ein Verlust wahrscheinlich gut zu ertragen) zurückgreifen. Auch das Plastikbesteck ist nur auf dem ersten Blick sinnvoll: wie oft brechen die Plastikspitzen der Gabel ab? Bei einem befreundeten Kind landeten diese spitzen Teile sogar im Bauch und sie mussten am Geburtstag in die Notaufnahme fahren.
Beim Dinieren fehlt jetzt nur noch etwas für die schmutzigen Hände und Münder. Anstatt Küchenpapier und Papierservietten tun es auch Waschlappen, die man bei 60 Grad waschen kann. Soll es dann doch etwas bunt werden, kann man mit einer Zickzack-Schere Stoffreste in Quadrate schneiden und neben den Tellern plazieren. Nach dem Gebrauch einfach in die Waschmaschine, statt in den Müll werfen.
Nachhaltig verpackt
Das kurzlebigste Produkt ist wohl das Geschenkpapier. Mühsam wird es ausgesucht, verpackt und verklebt, um innerhalb von Millisekunden achtlos zerissen und in den Müll gestopft zu werden. Bereits zu Weihnachten hat mich das Einsammeln und mühselige Durchsuchen, ob doch noch ein Teil eines Geschenks im Papier verborgen ist, viele Nerven und viel Zeit gekostet. Die Alternative ist dabei einfach und entspannter. Wir benutzen zum Verpacken der Geschenke Stoffreste, Tüten und Boxen. Die Stoffreste sind teilweise noch aus meiner Kindheit und können nach Gebrauch einfach gefaltet und im Schrank fürs nächste Mal verstaut werden. Stoffreste nehmen viel weniger Platz ein als die sperrigen Papierrollen und man kann sich beim Auspacken nicht an ihnen schneiden. Ebenfalls braucht man keine Kleberolle. Als Ersatz kann ein Stoff- oder Bindfaden verwendet werden. Die Papiertüten sind nicht ganz so langlebig wie die Stoffe. Wenn wir Geschenke in welchen bekommen, hebe ich sie trotzdem für ein anderes Mal auf und repariere und/oder verstärke gegebenenfalls den Boden. Als Alternative dienen bunt (oder bei Erwachsenen schlichte) angemalte Baumwollbeutel. Für Weihnachten, Ostern und Geburtstage haben wir uns ein paar Geschenkboxen aus Karton angeschafft. Sie benötigen im Keller zwar etwas mehr Platz, sind aber ebenfalls langlebig und schön anzusehen. Der Müll, der bleibt aber zum Glück aus.
bunt, nachhaltig & kindgerecht dekorieren
Dekorieren war noch nie meine Stärke. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich selbst an meiner Hochzeit drauf verzichtet (das haben dann mein Mann und meine beste Freundin übernommen). Dass sie bei einem Kindergeburtstag nicht fehlen darf, sehe ich aber ein. Doch der Stress der damit einhergeht, gehört glücklicherweise nun auch der Vergangenheit an. Früher bin ich, unter Zeitdruck (und besonderen Ansprüchen seitens des Kindes, welches Motiv dieses Jahr dran ist) in den Supermarkt gehetzt, habe in Plastik eingeschweißte Girlanden, Luftschlagen und Ballons gekauft und sie im Haus verteilt. Nach der Feier wurde alles abgerissen: ein weiterer Gebührensack wartete darauf, nach draußen getragen zu werden. Jetzt hat sich das alles entspannt. Wir haben all die Dekoration, die wir brauchen, einmal gekauft und damit ist das Thema abgeschlossen. Zu unseren Hightlights gehören eine Stoff-Wimpel-Girlande und ein Geburtstagsring aus Holz, den wir mit Kerzen und Zubehör (ebenfalls aus Holz, Metall und Bienenwachs) je nach Wunsch dekorieren können. Da meine Kinder im Frühling bzw. Sommer Geburtstag haben, kam meine Tochter auf die Idee, statt Konfetti Gänseblümchen zu flücken und diese zu benutzen. Dieses Jahr haben wir die Blütenblätter der Schnittblumen vom Muttertag getrocknet und ebenfalls zum Dekorieren benutzt. Konfetti gibt es mittlerweile sogar aus Holz hier und werden demnächst wahrscheinlich auch bei uns einziehen. Luftballons kann man sogar nähen und sich damit das ständige Aufblasen und die traurigen Kinderaugen, wenn einer Platzt, ersparen. Die Idee dazu findet ihr auf dem Instagram Account von @whywhywhy.studio hier. Oder man bastelt mit den Kindern im Voraus einen Drachen und lässt ihn am Geburtstag im Wohnzimmer steigen.
Konventionell | Zero Waste |
Luftballons | genähte Luftballons oder einen selbstgebastelten Drachen |
Girlande | Wimpelgirlande aus Stoff |
Luftschlangen & Konfetti | Konfetti aus getrockneten Blumen oder aus Holz |
weiter Dekorationen | Geburtstagsring aus Holz, Blumenstrauß |
Einweg-Geschirr & Servietten | normales Geschirr oder welches aus Emaille und Stoffreste oder Waschlappen |
Geschenkpapier | Stoffreste, Papiertüten und/oder Geschenkboxen aus Karton |
Einladungskarten | Aus Bastelresten individuell gestalten, aus Altpapier selbst welche schöpfen oder digital verschicken |
Kinder freuen sich über alles, was bunt ist. Sehr altmodisch, aber bei uns durchaus beliebt, ist ein möglichst farbenfroher Blumenstrauß auf dem Platz des Geburtstagskindes.
Zero Waste Give Away
Zu guter Letzt fehlt das sogenannte Give-Away, das die Gäste als Erinnerung mit nach Hause nehmen dürfen. Anstatt Tüten, kann man welche aus Brotpapier nutzen und gestalten. Eine andere nachhaltigere Variante ist es, den Kindern neutrale Baumwollsäckchen zu geben, die sie vielleicht sogar bei einer Geburtstags-Aktivität selbst anmalen dürfen. Diese können dann als Brotbeutel oder als Snack-Säckchen in Zukunft weiterverwendet werden. Beim Inhalt kann man ebenfalls Zero Waste Alternativen bevorzugen: wie wäre es mit ein paar selbstgebackenen Keksen oder Brötchen? Auch als Geburtstagsaktivität denkbar sind das Basteln von Ketten aus Holzperlen, oder die „Zutaten“ dafür für Zuhause. Ansonsten kann man auch jedem Kind eine schöne Murmel, ein paar Muscheln aus dem letzten Urlaub oder angemalte (hier wieder auch als Aktivität denkbar) Steine mitgeben. Gerade diese kleinen Naturkostbarkeiten sind in Kinderaugen oft richtige Schätze.